Jannis Kounellis (1936-2017)

Hallo alle,


morgen ist der erste Todestag von Jannis Kounellis.
Eines seiner Kunstwerke stand in Schw. Gmünd.
Anbei ein Artikel aus der Rems-Zeitung.


Viele Grüße, Karl Dietz
Mobil 0172 / 768 7976

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> Freitag, 14. September 2012
> Schicksal der verschollenen Gmünder Jahrhundertsskulptur „Galgen" ist geklärt
>
> Offiziell und offenherzig hat gestern die Gmünder Stadtverwaltung
> bekannt gegeben: Die vor ziemlich genau 20Jahren in Gmünd errichtete
> Großskulptur des griechischen Künstlers Jannis Kounellis existiert
> nicht mehr. Sie wurde „wegen Altersschwäche" entsorgt".
>
> SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Die „Wege zur Kunst" des Straßdorfer
> Fördervereins wollte in Sorge um Würde und Fortbestand der
> demontierten und auf dem Bauhof eingelagerten Skulptur die mächtigen
> Kunsthölzer schon vor Jahren zu sich nehmen. Angedacht war eine
> Rekonstruktion und Wiederaufbau bei Straßdorf vor der Kulisse des
> Hohenrechberg. Und zuletzt hatte sich die Rems-Zeitung im Rahmen eines
> Rundgangs zu den vielen anderen im Bauhof zwischengelagerten
> Kleindenkmälern und Kunstobjekten nach dem Schicksal des
> Kounellis-Galgen erkundigt. Zunächst hieß es, er sei verschollen. Und
> gleich nach Rückkehr aller Amtsleiter nach dem Urlaub werde man sich
> um Klärung bemühen.
> Die 32 Meter hohe Großskulptur von Jannis Kounellis hatte vor genau 20
> Jahren im Rahmen der regionalen Kunstaktion „Platzverführung" die
> Stadt in helle Aufregung versetzt. Von „Platzvergewaltigung" war die
> Rede, weil der Künstler das galgenartige Monstrum provokativ direkt
> neben das gotische Münster setzte und das Objekt in Experten-Deutungen
> sogar mit dem Kreuz gleichgesetzt wurde. Die vielen
> Auseinandersetzungen und Diskussionen hatten meist tumultartigen
> Charakter. Es kam in der aufgeheizten Stimmung zu schlimmen Auswüchsen
> von beiden Seiten: Anschläge auf den Galgen und aufs Altarkreuz im
> Münster.
> Der damalige Kulturamtsleiter Klaus Eilhoff bemüht sich bis heute um
> eine Versachlichung des Eklats zwischen Bevölkerung und der Denkweise
> des weltweit erfolgreichen Künstlers: Mit dem Begriff Galgen sei
> seinerzeit leider großes Missverständnis eingekehrt; es habe sich
> vielmehr um einen Kran gehandelt. An den Ausleger habe Jannis
> Kounellis ein Sack mit Möbeln gehängt, um am Münster sinnbildlich die
> Untugend des Menschen darzustellen, weil dieser oft dazu neige
> Materielles höher zu hängen als Geistliches und Geistiges.
> Andererseits strotzten eilends angereiste Kunstsachverständige vor
> Überheblichkeit gegenüber der Bevölkerung, die völlig überrumpelt
> wurde. Bundesweit machte sodann in den großen Zeitungen, Magazinen und
> TV-Sendungen die dankbare Story Furore: Ein Weltklassekünstler bringt
> in Schwaben die Provinz in Wallung. Dieses Wechselspiel sorgte in
> Schwäbisch Gmünd für noch mehr Verärgerung. Galgen bzw. Kran
> beherrschten schließlich den OB-Wahlkampf, nachdem sich nahezu
> punktgenau mit dem Abbau der von einem Orkan lädierten Skulptur auch
> Amtsinhaber Dr. Wolfgang Schuster vorzeitig entschlossen hatte, seine
> Karriere in der Landeshauptstadt fortzusetzen. Wie auch immer jeder
> Gmünder jene turbulenten Monate in Erinnerung hat und bewertet; noch
> nie gab es in dieser Stadt eine solche intensive Auseinandersetzung
> mit Kunst im öffentlichen Raum. Selbst Kritiker von damals liebäugeln
> nun 20 Jahre später mit Wehmut und distanzierter Wiedersehensfreude zu
> der Idee: Man könnte doch dieses Objekt, das Stadtgeschichte schrieb,
> anlässlich der Landesgartenschau im Remspark beispielsweise am
> Rokokoschlösschen oder am historischen Postgebäude wieder aufbauen?!
> Markus Herrmann, Pressesprecher der Stadtverwaltung, gab nun gestern
> nach Rücksprache mit den aus dem Urlaub heimgekehrten und zuständigen
> Amtsleitern bekannt: Den Galgen gibt's nicht mehr. Die Teile seien
> wegen klarer Altersschwäche vom Bauhof als Altholz entsorgt worden. Zu
> diesem Schritt hätten sich die zuständigen Mitarbeiter schweren
> Herzens entschlossen, nachdem bei einem Bergungsversuch mittels eines
> Staplers ersichtlich geworden sei, dass die Balken hoffnungslos morsch
> geworden seien. Das bis dahin unter Planen gelagerte Kunstholz sei von
> alleine zerbröckelt und auseinander gefallen. Es musste dem neuen
> Baugebiet zwischen Bauhof und ehemalige Hardtkaserne Platz machen.
> Fügung des Schicksals: Echte Kräne markieren nun jenen Platz, wo der
> Kunst-Galgen bzw. –Kran in den letzten 20 Jahren achtlos seine letzte
> Ruhestätte hatte. Gmünd wird ihn gewiss in ewiger — je nach Sichtweise
> — seliger und auch unseliger Erinnerung behalten.
> Rathaus-Pressesprecher Markus Herrmann ergänzt, dass zumindest die
> eisernen Schrauben und Beschläge, welche die elegante Holzkonstruktion
> zusammenhielten, geborgen seien. Man werde sie auf jeden Fall
> verwahren. Denkbar sei eines Tages eine Ausstellung oder Dokumentation
> im Museum.
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