Contraste. Editorial Mai 2010

On 4/26/10, Contraste e.V. <contraste@online.de> wrote:
> Aus CONTRASTE Nr. 308 (Mai 2010, Seite 2)
>
> EDITORIAL
>
> Krise der Medien?
>
> – Echtheit ist gefragt!
>
> Seit Wochen fühlt die »Süddeutsche« am Puls der Medien und
> diagnostiziert eine »Endzeitstimmung in der Branche«. In der Serie »Wozu
> noch Journalismus?« setzen sich »angesehene Publizisten« mit dem Alltag
> in Redaktionsstuben auseinander, der »Journalisten zu Handlangern der
> Politiker« machen soll. So weit so gut, Selbsterkenntnis ist der beste
> Weg zur Besserung, könnte man/frau da sagen. Doch die ist wohl kaum in
> Sicht. Zumindest wohl für die Redaktion der Süddeutschen nicht, ächzt
> sie doch unter den Folgen der Übernahme durch die SWMH-Holding, die sich
> dadurch zur Nummer 1 im Süddeutschen Raum und zum zweitgrößten
> Medienkonzern Deutschlands zusammenfusioniert hat.
>
> Dass Tageszeitungen wie die »Süddeutsche« nicht nur unter Kosten- bzw.
> Renditedruck leiden, sondern dass auch in anderen Redaktionen die
> (Selbst-)Zensur grassiert und kritischer und investigativer Journalismus
> nur noch ein Schattendasein fristet, quittieren immer mehr LeserInnen
> mit Frust oder Abbestellungen ihres Abo bzw. Wegklicken auf andere
> Sender. Dass es trotz des herrschenden Medien-Einheitsbreis dennoch ein
> Bedürfnis nach echten Informationen gibt, ja dass »die Wahrheit« gefragt
> ist, zeigt das Beispiel der Enthüllungsplattform »Wikileaks«.
>
> Bereits vor der Veröffentlichung des Ermordungs-Videos an Zivilisten aus
> Bagdad hat »Wikileaks« verschiedentlich für Aufsehen gesorgt. So
> beispielsweise im Juli 2009 in Island, als brisante Dokumente im
> Zusammenhang mit den Machenschaften führender BankerInnen und
> PolitikerInnen vom staatlichen Fernsehen kurzfristig nicht gezeigt
> werden durften und die Redaktion stattdessen die Internetadresse von
> »Wikileaks« einblendete. So waren die Informationen für alle zugänglich,
> was nicht unwesentlich dazu beitrug, dass bei den IsländerInnen das
> Bedürfnis nach einer freien Berichterstattung geweckt wurde. Wie die
> schweizerische »Wochenzeitung« (Woz) berichtete, hat das isländische
> Parlament Anfang April entschieden, ein Gesetz auszuarbeiten, das in
> Zukunft Informationsfreiheit, freie Meinungsäußerung sowie einen
> umfassenden Quellenschutz garantieren soll. Vor allem sogenannte
> Whistleblower, die Missstände, Korruption oder illegalen Handel publik
> machen, sollen besser geschützt werden. Gleichzeitig sollen gedruckte
> Presse und Onlinepublikationen vor ruinösen Verleumdungsklagen bewahrt
> werden. Island wäre damit das pressefreundlichste Land der Welt.
>
> »Auf nach Island!« freut sich daher die Autonome Antifa Freiburg, die
> Mitte April bekannt gab, dass sie ihren deutschen Provider gegen einen
> isländischen ausgetauscht hat, um so der »wiederholten Zensur durch die
> politische Polizei« zu entgehen. »Wir haben Island als Ort gewählt, weil
> dort das freiheitlichste Pressegesetz der Welt vorbereitet wird.« Im
> Zusammenhang mit ihrem Kampf gegen Nazi-Strukturen schreibt sie: »Obwohl
> wir uns für mehr Datenschutz engagieren, benennen wir in unseren
> Communiqués die OrganisatorInnen des Faschismus, zitieren ihre Mails und
> veröffentlichen ihre Pläne. Wir tun dies, um die Auflösung von
> NPD-Ortsverbänden zu erreichen, um Nazikonzerte zu sabotieren und um
> Bombenanschläge zu verhindern. Für uns ist der Schutz unserer Quellen
> und unserer Kommunikation, wie ihn das neue isländische Pressegesetz
> vorsieht, kein Selbstzweck, denn Nazis sind Mörder.«
>
> Zum Schluss noch ein Hinweis: In Sachen unabhängige Medien von unten sei
> hier auf unseren Beitrag »Antennen für Argentinien« (S. 4) hingewiesen,
> der von der Lötkolben-Vernetzung regionaler Radio-Initiativen erzählt.
> Lesenswert!
>
> Peter Streiff
>
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