Massenhaft Kulturgut am 29.05.

Nationaler Aktionstag für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts //
"Massenhaft Kulturgut - In der Masse liegt die Klasse" // Deutsche
Nationalbibliothek in Leipzig // Samstag, 29. Mai 2010, 11 - 18 Uhr
Aktionstag "Bestandserhaltung"

Bücher, Aktenschriftstücke, Urkunden, Dokumente, Karten und Pläne -
gedruckt, geschrieben oder gezeichnet auf Leder, Pergament, Papier
oder gespeichert auf Datenträgern: In den Bibliotheken und Archiven
Deutschlands werden unzählige Originale aufbewahrt - das schriftliche
Erbe unseres Landes. Warum diese wichtigen Unterlagen erhalten werden
müssen und was dazu geschehen muss und kann, soll am 29. Mai
thematisiert werden. Das Thema des 6. Nationalen Aktionstags der
Allianz »Schriftliches Kulturgut erhalten« lautet daher: »Massenhaft
Kulturgut - In der Masse liegt die Klasse« und bietet ein
umfangreiches Programm: ein Podiumsgespräch zur Bestandserhaltung,
Projektpräsentationen von Bibliotheken, Archiven und weiteren
Kooperationspartnern, Führungen durch Magazine und die Buchbinderei,
Mitmachprogramm für Kinder.

via dnb


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> Die Säure frisst weiter - Von Christof Siemes
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> Unzähligen alten Büchern droht die Vernichtung. Verlage und
> Bücherfreunde müssen endlich zusammen dagegen vorgehen. Ein Kommentar
> Als Bibliothekar, der unser größter Dichter neben allem anderen auch
> noch war, sprach Goethe den schönen Satz, dass Bibliotheken
> »Schatzkammern des Geistes« seien, ein »Capital, das geräuschlos
> unberechenbare Zinsen spendet«. Doch der Reichtum ist inzwischen
> derart bedroht, dass sich dagegen die Bankenturbulenzen ausnehmen wie
> ein Windhauch. Ein Großteil des Kapitals, das in Bibliotheken und
> Archiven verwahrt wird -- Bücher, Handschriften, Karten, Filme und
> Dateien --, ist von Vernichtung bedroht. Schimmel und Insekten nagen an
> wertvollen Manuskripten, in Bachs Noten rostet die eisenhaltige Tinte
> Löcher ins Papier, Dateien werden unlesbar, Säurefraß bedroht so
> ziemlich jedes Druckwerk, das zwischen 1860 und 1970 publiziert wurde.
> Experten klagen seit Jahren darüber, aber wie das so ist: Wenn die
> Bücherwürmer aufschreien, hört es die breite Öffentlichkeit nicht mal
> rascheln. Das soll, das muss sich ändern. Deshalb hat eine Allianz von
> mehr als 40 Bibliotheken den 2. September zum »1. Nationalen
> Aktionstag zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts« ausgerufen. Im
> Jahr der Geisteswissenschaften wollen auch die stillen Bewahrer des
> Erbes ihr Stück vom Aufmerksamkeitskuchen. Dafür bedienen sie sich
> eines so symbolischen wie problematischen Datums: Auf den Tag genau
> vor drei Jahren brannte in Weimar die Anna-Amalia-Bibliothek nieder.
> Zwar kann man ein solches Feuer (dessen Ursachen bis heute nicht im
> Detail geklärt sind) kaum mit der Bedrohung durch den Zahn der Zeit
> gleichsetzen, aber so funktioniert nun einmal Alarmpolitik. Erst die
> große Katastrophe machte allen klar, dass Bücher ein kostbares,
> vergängliches Gut sind.

> Seit Jahren sind die Verfahren zur Behandlung gängiger Buchkrankheiten
> bekannt, aber die Therapien kosten viel Geld. Schon im Jahr 2000 haben
> die ZEIT-Leser 2,4 Millionen Mark zur Rettung der vom Säurefraß
> bedrohten Bestände im Deutschen Literaturarchiv in Marbach gespendet.
> Noch immer ist dieses Geld nicht restlos verbraucht. Auch wenn die
> Entsäuerung nach anfänglichen technischen Problemen inzwischen Routine
> geworden ist, so gibt es doch nach wie vor Kapazitätsprobleme. Zudem
> sind die Preise der wenigen Anbieter gewaltig gestiegen. »32 Mark für
> ein Kilo Kulturgut« hieß unser Slogan vor sieben Jahren, inzwischen
> kostet die Rettung eines Kilos 44 Euro. Wenigstens bis ins Jahr 2020
> wird allein die Marbacher Entsäuerung dauern, schätzt der zuständige
> Archivmitarbeiter Roland Kamzelak -- ohne Neuerwerbungen.
> Im Prinzip ist die Bestandssicherung also ein unabschließbarer
> Prozess. Deshalb wäre es schön, wenn am Nationalen Aktionstag auch ein
> paar konkrete Forderungen zu denjenigen durchdrängen, die es angeht,
> etwa, dass endlich alle europäischen Verlage ihre Bücher auf
> säurefreiem Papier drucken. Oder dass in den sammelnden Institutionen
> nicht nur die spektakulären Neuerwerbungen gefeiert, sondern
> wenigstens zehn Prozent der Erwerbsmittel für die Bestandssicherung
> bereitgestellt werden. Dafür bekommt man vielleicht wenig Publicity.
> Aber unberechenbare Zinsen.

> (Die Zeit, Nr. 36, 2007, S. 33)
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zeitartikel via

> http://de.groups.yahoo.com/group/clara-liste/
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