Egon Schiele (1890-1918)

Beitrag : Wienbibliothek: Korrespondenzen von Egon Schiele jetzt in
der Digitalen Bibliothek abrufbar
URL : http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=40016
Verfasst : April 16, 2016 um 4:10 vormittags
Verfasser : JP
Kategorien : Digitalisierung, Nachlässe/Autographen, Wienbibliothek
Die Handschriftensammlung der Wienbibliothek verwahrt rund 160
kalligraphisch außerordentlich reizvolle Briefe und Ansichtskarten aus
der Feder von Egon Schiele (1890–1918). Die Korrespondenzen sind fast
allesamt an den Kunstkritiker Arthur Roessler (1877–1955) adressiert,
den Schiele 1909 kennengelernt hatte. Roessler förderte den jungen
Ausnahmekünstler zeitlebens und verfasste nach dessen Tod drei
maßgebliche Monographien. Die jetzt als digitale […]


PR manager dt. fussballmuseum in dortmund
Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund sucht zum 01.08.2016 (oder früher)
einen Public Relations Manager ... … 1304 re: via twitter.de/karldietz ...


wg. oben ein cc an die museums-themen
wer mag, kann weiterlesen ...
länglich aber lesenswert.


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>>> http://www.schirn-magazin.de/Egon_Schiele_Kuenstler_Propheten.html
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>>> Noch bis Sonntag in der Schirn zu sehen.
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> 02. DEZEMBER 2015
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> WARUM IST DAS NEOLIBERALE HERRSCHAFTSSYSTEM SO STABIL? WARUM GIBT ES
> KAUM WIDERSTAND DAGEGEN? TROTZ EINER IMMER GRÖSSER WERDENDER SCHERE
> ZWISCHEN REICH UND ARM
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> VON BYUNG-CHUL HAN
>
> Als es im Okto­ber 2013 in der Berli­ner Schau­bühne zu einer Debatte
> zwischen Anto­nio Negri und mir kam, stie­ßen zwei
> Kapi­ta­lis­mus­kri­ti­ken fron­tal aufein­an­der. Negri schwärmte für
> Möglich­kei­ten des globa­len Wider­stan­des gegen das "Empire", das
> neoli­be­rale Herr­schafts­sys­tem. Er präsen­tierte sich als
> kommu­nis­ti­scher Revo­lu­tio­när und bezeich­nete mich als
> skep­ti­schen Profes­sor. Empha­tisch beschwor er die "Multi­tude",
> die vernetzte Protest- und Revo­lu­ti­ons­masse, der er es offen­bar
> zutraute, das Empire zu Fall zu brin­gen. Mir erschien die Posi­tion
> des kommu­nis­ti­schen Revo­lu­tio­närs zu naiv und reali­täts­fern.
> So versuchte ich, Negri zu erklä­ren, warum heute keine Revo­lu­tion
> mehr möglich ist.
>
> Warum ist das neoli­be­rale Herr­schafts­sys­tem so stabil? Warum gibt
> es so wenig Wider­stände dage­gen? Warum werden sie alle so schnell
> ins Leere geführt? Warum ist heute keine Revo­lu­tion mehr möglich
> trotz immer größer werden­der Schere zwischen Reichen und Armen? Für
> eine Erklä­rung ist ein genaues Verständ­nis notwen­dig, wie die Macht
> und Herr­schaft heute funk­tio­niert.
>
> Wer ein neues Herr­schafts­sys­tem instal­lie­ren will, muss
> Wider­stand besei­ti­gen. Das gilt auch für das neoli­be­rale
> Herr­schafts­sys­tem. Zur Einset­zung eines neuen
> Herr­schafts­sys­tems ist eine setzende Macht notwen­dig, die oft mit
> Gewalt einher­geht. Aber diese setzende Macht ist nicht iden­tisch mit
> der das System nach innen hin stabi­li­sie­ren­den Macht. Es ist
> bekannt, dass Marga­ret That­cher als Vorkämp­fe­rin des
> Neoli­be­ra­lis­mus die Gewerk­schaf­ten als "Feind im Inne­ren"
> behan­delte und sie gewalt­sam bekämpfte. Gewalt­sa­mer Eingriff zur
> Durch­set­zung der neoli­be­ra­len Agenda ist jedoch nicht jene
> syste­mer­hal­tende Macht.
>
> DIE SYSTEMERHALTENDE MACHT IST NICHT MEHR REPRESSIV, SONDERN VERFÜHREND
>
> Die syste­mer­hal­tende Macht der Diszi­pli­nar- und
> Indus­trie­ge­sell­schaft war repres­siv. Fabrik­ar­bei­ter wurden
> durch Fabrik­ei­gen­tü­mer brutal ausge­beu­tet. So führte die
> gewalt­same Fremd-Ausbeu­tung der Fabrik­ar­bei­ter zu Protes­ten und
> Wider­stän­den. Möglich war hier eine Revo­lu­tion, die das
> herr­schende Produk­ti­ons­ver­hält­nis umstür­zen würde. In diesem
> repres­si­ven System sind sowohl die Unter­drü­ckung als auch die
> Unter­drü­cker sicht­bar. Es gibt ein konkre­tes Gegen­über, einen
> sicht­ba­ren Feind, dem der Wider­stand gilt.
>
> Das neoli­be­rale Herr­schafts­sys­tem ist ganz anders struk­tu­riert.
> Hier ist die syste­mer­hal­tende Macht nicht mehr repres­siv, sondern
> seduk­tiv, das heißt, verfüh­rend. Sie ist nicht mehr so sicht­bar wie
> in dem diszi­pli­na­ri­schen Regime. Es gibt kein konkre­tes
> Gegen­über mehr, keinen Feind, der die Frei­heit unter­drückt und
> gegen den ein Wider­stand möglich wäre.
>
> Der Neoli­be­ra­lis­mus formt aus dem unter­drück­ten Arbei­ter einen
> freien Unter­neh­mer, einen Unter­neh­mer seiner selbst. Jeder ist
> heute ein selbst­aus­beu­ten­der Arbei­ter seines eige­nen
> Unter­neh­mers. Jeder ist Herr und Knecht in einer Person. Auch der
> Klas­sen­kampf verwan­delt sich in einen inne­ren Kampf mit sich
> selbst. Wer heute schei­tert, beschul­digt sich selbst und schämt
> sich. Man proble­ma­ti­siert sich selbst statt der Gesell­schaft.
>
> DAS UNTERWORFENE SUBJEKT IST SICH NICHT EINMAL SEINER UNTERWORFENHEIT BEWUSST
>
> Inef­fi­zi­ent ist jene diszi­pli­na­ri­sche Macht, die mit einem
> großen Kraft­auf­wand Menschen gewalt­sam in ein Korsett von Gebo­ten
> und Verbo­ten einzwängt. Wesent­lich effi­zi­en­ter ist die
> Macht­tech­nik, die dafür sorgt, dass sich Menschen von sich aus dem
> Herr­schafts­zu­sam­men­hang unter­ord­nen. Ihre beson­dere
> Effi­zi­enz rührt daher, dass sie nicht durch Verbot und Entzug,
> sondern durch Gefal­len und Erfül­len wirkt. Statt Menschen gefü­gig
> zu machen, versucht sie, sie abhän­gig zu machen. Diese
> Effi­zi­enz­lo­gik des Neoli­be­ra­lis­mus gilt auch der
> Über­wa­chung. In den 1980er-Jahren hat man heftigst gegen die
> Volks­zäh­lung protes­tiert. Sogar die Schü­ler gingen auf die Straße.
>
> Aus heuti­ger Sicht wirken die notwen­di­gen Anga­ben wie Beruf,
> Schul­ab­schluss oder Entfer­nung zum Arbeits­platz fast lächer­lich.
> Es war eine Zeit, in der man glaubte, dem Staat als
> Herr­schafts­in­stanz gegen­über­zu­ste­hen, der den Bürgern gegen
> deren Willen Infor­ma­tio­nen entreißt. Diese Zeit ist längst vorbei.
> Heute entblö­ßen wir uns aus freien Stücken. Es ist gerade diese
> gefühlte Frei­heit, die Proteste unmög­lich macht. Im Gegen­satz zur
> Zeit der Volks­zäh­lung protes­tie­ren wir kaum gegen die
> Über­wa­chung. Freie Selbst­aus­leuch­tung und -entblö­ßung folgt
> dersel­ben Effi­zi­enz­lo­gik wie die freie Selbst­aus­beu­tung.
> Woge­gen protes­tie­ren? Gegen sich selbst? Diese para­doxe Situa­tion
> bringt die ameri­ka­ni­sche Konzept­künst­le­rin Jenny Holzer mit
> ihrem "truism" zum Ausdruck: "Protect me from what I want."
>
> Es ist wich­tig, zwischen setzen­der und erhal­ten­der Macht zu
> unter­schei­den. Die syste­mer­hal­tende Macht nimmt heute eine
> smarte, freund­li­che Form an und macht sich dadurch unsicht­bar und
> unan­greif­bar. Das unter­wor­fene Subjekt ist sich hier nicht einmal
> seiner Unter­wor­fen­heit bewusst. Es wähnt sich in Frei­heit. Diese
> Herr­schafts­tech­nik neutra­li­siert den Wider­stand auf eine sehr
> effek­tive Art und Weise. Die Herr­schaft, die Frei­heit unter­drückt
> und angreift, ist nicht stabil. Das neoli­be­rale Regime ist deshalb
> so stabil, immu­ni­siert sich gegen jeden Wider­stand, weil es von der
> Frei­heit Gebrauch macht, statt sie zu unter­drü­cken. Die
> Unter­drü­ckung der Frei­heit provo­ziert schnell Wider­stand. Die
> Ausbeu­tung der Frei­heit dage­gen nicht.
>
> DIE AGGRESSION NACH AUSSEN WEICHT EINER SELBSTAGGRESSIO
>
> Nach der Asien­krise war Südko­rea gelähmt und geschockt. Da kam der
> IWF und gab den Korea­nern Kredite. Dafür musste die Regie­rung die
> neoli­be­rale Agenda gewalt­sam gegen Proteste durch­set­zen. Diese
> repres­sive Macht ist die setzende Macht, die häufig auf Gewalt
> zurück­greift. Aber diese setzende Macht unter­schei­det sich von der
> syste­mer­hal­ten­den Macht, die im neoli­be­ra­len Regime sich sogar
> als Frei­heit gibt. Für Naomi Klein ist der gesell­schaft­li­che
> Schock­zu­stand nach Kata­stro­phen wie der Finanz­krise in Südko­rea
> oder Grie­chen­land die Gele­gen­heit, die Gesell­schaft gewalt­sam
> einer radi­ka­len Neupro­gram­mie­rung zu unter­wer­fen. Heute gibt es
> in Südko­rea kaum Wider­stände. Es herrscht dage­gen ein großer
> Konfor­mis­mus und Konsens mit Depres­sion und Burn-out. Südko­rea hat
> heute welt­weit die höchste Suizid­rate. Man wendet Gewalt gegen sich
> selbst an, statt die Gesell­schaft verän­dern zu wollen. Die
> Aggres­sion nach außen, die eine Revo­lu­tion zur Folge hätte, weicht
> einer Selbstag­gres­sion.
>
> Heute gibt es keine koope­rie­rende, vernetzte Multi­tude, die sich zu
> einer globa­len Protest- und Revo­lu­ti­ons­masse erhe­ben würde.
> Viel­mehr macht die Soli­tude des für sich isolier­ten, verein­zel­ten
> Selbst-Unter­neh­mers die gegen­wär­tige Produk­ti­ons­weise aus.
> Früher stan­den Unter­neh­men mitein­an­der in Konkur­renz. Inner­halb
> des Unter­neh­mens war dage­gen eine Soli­da­ri­tät möglich. Heute
> konkur­riert jeder mit jedem, auch inner­halb eines Unter­neh­mens.
> Diese abso­lute Konkur­renz erhöht zwar die Produk­ti­vi­tät enorm,
> aber sie zerstört Soli­da­ri­tät und Gemein­sinn. Aus erschöpf­ten,
> depres­si­ven, verein­zel­ten Indi­vi­duen lässt sich keine
> Revo­lu­ti­ons­masse formen.
>
> Man kann den Neoli­be­ra­lis­mus nicht marxis­tisch erklä­ren. In ihm
> findet nicht einmal die berühmte "Entfrem­dung" von der Arbeit statt.
> Heute stür­zen wir uns mit Eupho­rie in die Arbeit bis zum Burn-out.
> Die erste Stufe des Burn-out-Syndroms ist eben die Eupho­rie. Burn-out
> und Revo­lu­tion schlie­ßen sich aus. So ist es ein Irrtum zu
> glau­ben, dass die Multi­tude das para­si­täre Empire abwirft und eine
> kommu­nis­ti­sche Gesell­schaft instal­liert.
>
> DIE ÖKONOMIE DES TEILENS FÜHRT ZU EINER TOTALKOMMERZIALISIERUNG DES LEBENS
>
> Wie steht es heute mit dem Kommu­nis­mus? Über­all wird Sharing und
> Commu­nity beschwo­ren. Die Sharing-Ökono­mie soll die Ökono­mie des
> Eigen­tums und des Besit­zes ablö­sen. "Sharing is Caring", "Teilen
> ist Heilen", so heißt eine Maxime der "Circler" im neuen Roman von
> Dave Eggers, "The Circle". Die Pflas­ter­steine, die den Fußweg zur
> Firmen­zen­trale von Circle bilden, sind durch­setzt mit Sprü­chen wie
> "Sucht Gemein­schaft" oder "Bringt euch ein". Caring is Killing,
> sollte es aber eigent­lich heißen. Auch die digi­tale
> Mitfahr­zen­trale "Wunder Car", die jeden von uns zum Taxi-Fahrer
> macht, wirbt mit der Idee der Commu­nity. Es ist aber ein Irrtum zu
> glau­ben, dass die Sharing-Ökono­mie, wie Jeremy Rifkin in seinem
> jüngs­ten Buch "Die Null-Grenz­kos­ten-Gesell­schaft" behaup­tet, ein
> Ende des Kapi­ta­lis­mus, eine globale, gemein­schaft­lich
> orien­tierte Gesell­schaft einläu­tet, in der Teilen mehr Wert hätte
> als Besit­zen. Im Gegen­teil: Die Sharing-Ökono­mie führt letz­ten
> Endes zu einer Total­kom­mer­zia­li­sie­rung des Lebens.
>
> Der von Jeremy Rifkin gefei­erte Wech­sel vom Besitz zum "Zugang"
> befreit uns nicht vom Kapi­ta­lis­mus. Wer kein Geld besitzt, hat eben
> auch keinen Zugang zum Sharing. Auch im Zeit­al­ter des Zugangs leben
> wir weiter­hin im "Bann­op­ti­kum", in dem dieje­ni­gen, die kein Geld
> haben, ausge­schlos­sen blei­ben. "Airbnb", der Commu­nity
> Markt­platz, der jedes Zuhause in ein Hotel verwan­delt,
> ökono­mi­siert sogar die Gast­freund­schaft. Die Ideo­lo­gie der
> Commu­nity oder der kolla­bo­ra­ti­ven Commons führt zur
> Total­ka­pi­ta­li­sie­rung der Gemein­schaft. Es ist keine zweck­freie
> Freund­lich­keit mehr möglich. In einer Gesell­schaft
> wech­sel­sei­ti­ger Bewer­tung wird auch die Freund­lich­keit
> kommer­zia­li­siert. Man wird freund­lich, um bessere Bewer­tun­gen zu
> erhal­ten. Auch mitten in der kolla­bo­ra­ti­ven Ökono­mie herrscht
> die harte Logik des Kapi­ta­lis­mus. Bei diesem schö­nen "Teilen" gibt
> para­do­xer­weise niemand etwas frei­wil­lig ab. Der Kapi­ta­lis­mus
> voll­endet sich in dem Moment, in dem er den Kommu­nis­mus als Ware
> verkauft. Der Kommu­nis­mus als Ware, das ist das Ende der
> Revo­lu­tion.
>
> DIESER BEITRAG ZUM THEMA DIGITALE IDENTITÄT IST TEIL DES PROJEKTES
> "THE POSSIBILITY OF AN ARMY" DES KÜNSTLERS CONSTANT DULLAART.
>
> http://www.schirn.de/magazin/kontext/warum_heute_keine_revolution_moeglich_ist/