Elias Canetti: Masse und Macht

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>>> Mit Gewalt verbindet man die Vorstellung von etwas, das nah und
>>> gegenwärtig ist. Sie ist zwingender und unmittelbarer als die Macht. ...
>>> Wenn die Gewalt sich mehr Zeit läßt, wird sie zur Macht. ... Macht ist
>>> allgemeiner und geräumiger als Gewalt, sie enthält viel mehr, und sie
>>> ist nicht mehr ganz so dynamisch. Sie ist umständlicher und hat sogar
>>> ein gewisses Maß von Geduld.
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>>> Der Unterschied zwischen Gewalt und Macht läßt sich auf sehr einfache
>>> Weise darstellen, nämlich im Verhältnis zwischen Katze und Maus.
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>>> Die Maus, einmal gefangen, ist in der Gewalt der Katze. Sie hat sie
>>> ergriffen, sie hält sie gepackt, sie wird sie töten. Aber sobald sie mit
>>> ihr zu spielen beginnt, kommt etwas Neues dazu. Sie läßt sie los und
>>> erlaubt ihr, ein Stück weiterzulaufen. Kaum hat die Maus ihr den Rücken
>>> gekehrt und läuft, ist sie nicht mehr in ihrer Gewalt. Wohl aber steht
>>> es in der Macht der Katze, sie sich zurückzuholen. Läßt sie sie ganz
>>> laufen, so hat sie sie auch aus ihrem Machtbereich entlassen. Bis zum
>>> Punkte aber, wo sie ihr sicher erreichbar ist, bleibt sie in ihrer
>>> Macht. Der Raum, den die Katze überschattet, die Augenblick der
>>> Hoffnung, die sie der Maus läßt, aber unter genauester Bewachung, ohne
>>> da? sie ihr Interesse an ihr und ihrer Zerstörung verliert, das alles
>>> zusammen, Raum, Hoffnung, Bewachung und Zerstörungsinteresse, könnte man
>>> als den eigentlichen Leib der Macht oder einfach als die Macht selbst
>>> bezeichnen.
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>>> aus: Elias Canetti: Masse und Macht
>>> via: http://www.dradio.de/ dlf/sendungen/langenacht_alt/001111.html
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> Valentin Groebner
> Schock, Abscheu, schickes Thema. Die Kulturwissenschaften und die
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> Der Mensch und die Gewalt. Perspektiven der historischen Forschung,
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> Annäherungen an eine kulturwissenschaftliche Anthropologie. Jörn Rüsen
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> Gewalt – Stochern in unübersichtlichem Gelände, in: Mittelweg 36 9
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> Joachim Renn/Jürgen Straub
> Gewalt in modernen Gesellschaften. Stichworte zu Entwicklungen und
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> Gewalt: Monopol, Delegation, Partizipation, in: Wilhelm
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> Michel Wieviorka
> Die Gewalt. Aus dem Französischen von Michael Bayer, Hamburg:
> Hamburger Edition 2006, Kap. 2: Gewalt und Staat, S. 43-78.
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> Zitierempfehlung:
>
> Gewalt: Räume und Kulturen. Materialien zum Thema des Heftes, in:
> Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History,
> Online-Ausgabe, 5 (2008), H. 1, URL: <
> http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Material-1-2008 >
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> via a.
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aletha solter
http://heile-heile-segen.blogspot.com/2009/10/der-umgang-mit-gewalt.html
incl. fine foto et al.

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MfG, Karl Dietz
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