Notizen zur Selbstentfaltung. mimesis

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>> Notizen zur Selbstentfaltung <http://coforum.de/index.php?846>
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>> Selbstentfaltung und Aufklärung <http://coforum.de/index.php?2414>
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>> Aufklärung wurde von Kant <http://coforum.de/index.php?1961> bezeichnet
>> als /die Befreiung des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit/.
>> Das liesse sich durchaus auch auf Selbstentfaltung anwenden. Außerdem
>> braucht man für eine Gesellschaft, die auf Selbstentfaltung basiert,
>> auch keinen Rückgriff auf Götter, die natürlichen Feinde jeden
>> Aufklärers, ja noch nicht mal auf Moral, da es - ganz ähnlich wie im
>> Liberalismus - jedes Menschen Eigennutz ist, seiner Selbstentfaltung zu
>> folgen. Anders als im Liberalismus wird jedoch die Selbstentfaltung der
>> Anderen für mich unmittelbar bedeutsam. Zunächst sieht es also so aus,
>> als sei Selbstentfaltung die Fortführung der Aufklärung.
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>> Doch stimmt das wirklich? Es handelt sich bei Selbstentfaltung ja um
>> eine Einstellung, die Menschen gegenüber ihren Beziehungen zu anderen
>> Menschen einnehmen und zwar eine empathische Einstellung. Das
>> verallgemeinerte Ich versucht in einem wie auch immer gearteten
>> kommunikativen Prozeß zu erahnen, was denn ein der Selbstentfaltung des
>> Anderen entsprechendes vorgehen wäre.
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>> In der /Dialektik der Aufklärung <http://coforum.de/index.php?2413>/
>> bezeichnen Horkheimer <http://coforum.de/index.php?Horkheimer> und
>> Adorno <http://coforum.de/index.php?1935> Aufklärung meiner
>> Interpretation nach als dem widersprechend, da sie ein Prozeß der immer
>> größeren Distanz zu den Dingen und letzten Endes auch zu den Menschen
>> ist: /Ihr Ideal ist das System, aus dem alles und jedes folgt./ Dann
>> verwundert es auch nicht, daß eine aufgeklärte Gesellschaft eine ist,
>> die auf dem Individuum und seinem Eigennutz basiert. Dem gegenüber steht
>> der Mythos und die Zauberei., die mit Nachahmung (Mimesis) sich versucht
>> in das Objekt - ob Mensch, Tier, Pflanze oder Ding - hineinzuversetzen
>> um so die eigene Handlungsfähigkeit zu verbessern. Und genau das ist es
>> ja, was Selbstentfaltung als empathische Praxis versucht.
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>> Ist Selbstentfaltung <http://coforum.de/index.php?846> also eine
>> magische Praxis? Wenn man sich anguckt, in welchem Kontext das Wort noch
>> gebraucht wird, wird man sehr viele doch ein wenig esoterisch anmutende
>> Quellen finden. Nach obiger Erkenntnis wäre das dann ja auch kein
>> Zufall. Fairerweise sollte man aber erwähnen, dass dort das Wort meist
>> ohne die von uns verwendete Erklärung auskommt.
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>> Selbstentfaltung und Freie Kooperation
>> <http://coforum.de/index.php?845>
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>> Freie Kooperation <http://coforum.de/index.php?845> hat drei
>> Bestimmungen und alle drei gelten auch für auf Selbstentfaltung basierte
>> Kooperationen für die dritte gilt das aber nur eingeschränkt:
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>> 1. Beziehungen, die auf Selbstentfaltung basieren, können nicht auf
>> Zwang basieren, deshalb muss jedem Mitglied der Kooperation zu jederzeit
>> ermöglicht werden die Kooperation zu verlassen.
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>> 2. Wo Selbstentfaltung herrscht darf es keine sakrosankten Regeln geben,
>> denn dies würde Aufklärung ganz im oben genannten schlechten
>> System-Sinne sein. Wer sakrosankte Regeln setzt weil er meint, damit
>> alle Selbstentfaltungsbedürfnisse abdecken zu können, hat schon verloren.
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>> 3. Die dritte Bedingung Freier Kooperation ist der /faire
>> Scheidungspreis/. Dies macht sehr wohl Sinn unter den Bedingungen der
>> Wertverwertung <http://coforum.de/index.php?3000> weil nur so innerhalb
>> der Werttotalität <http://coforum.de/index.php?Werttotalit%C3%A4t>
>> Freiraum geschaffen werden kann. Dies macht allerdings keinen Sinn mehr,
>> wenn die Vergesellschaftung
>> <http://coforum.de/index.php?Vergesellschaftung> nicht mehr über Wert
>> <http://coforum.de/index.php?2010> organisiert wird. Ganz ähnlich
>> übrigens, wie die GPL <http://coforum.de/index.php?700> in der GPL
>> Gesellschaft <http://coforum.de/index.php?865> nicht mehr gebraucht
>> wird, weil sie ein Mechanismus ist, die Keimform
>> <http://coforum.de/index.php?854> zu verteidigen. Genauso auch der faire
>> Scheidungspreis.
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>> In diesem Sinn bedingen sich also Selbstentfaltung und Freie Kooperation
>> gegenseitig. Freie Kooperation gewärleistet die Möglichkeit zur
>> Selbstentfaltung weil es sich in erzwungenen Kooperationen schlecht
>> selbstentfaltet und Freie Kooperation benötigt eine
>> gesamtgesellschaftliche Selbstentfaltung und ihre Produktivität als
>> Basis, weil unter den Bedingungen der Wertverwertung
>> <http://coforum.de/index.php?3000> jede Kooperation immer erzwungen sein
>> wird.
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>> Dies ist sowohl Vorteil als auch Nachteil. Einerseits ist es natürlich
>> schwierig, weil die beiden Bedingungen sich quasi gegenseitig aus dem
>> Sumpf ziehen müssen, andererseits kann aber auch durch diese
>> gegenseitige Bedingtheit eine quasi automatische Dynamik entfaltet
>> werden, die möglicherweise stark genug ist um die automatische Dynamik
>> der Wertverwertung zu übertrumpfen.
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=== Vortrag | Dienstag | 3.11.2009 | 19.30 Uhr ===

"Muse und Mimesis"
Hans-Dieter Bahr, Tübingen, Philosoph,
im Gespräch mit Alfred Bast

"Mimesis", Nachahmung, gilt in der Kunstrezeption der Moderne als
überwunden, gar als tabu. Warum dies, im Zeitalter der reproduzierenden
Maschinen, neu zu bewerten wäre wird untersucht. Ebenso
der Begriff "Muse", der nicht auf Freizeit reduzierbar ist.

„Als mich ein
Freund dazu anregte, über Muße und Musen nachzudenken, stutzte
ich einen Augenblick über den inzwischen verstaubt klingenden
Unterton dieser Ausdrücke, die an die Salons der humanistisch
Gebildeten im 19. Jahrhunderts erinnerten – bis ich begriff, dass er
eben das Unzeitgemäße damit im Blick hatte" (Hans-Dieter Bahr).

Hans-Dieter Bahr und Alfred Bast haben in dem Projekt "philosophie
on stage" 2005 im Museumsquartier in Wien, eine dialogische
Performance durchgeführt.

www.hansdieterbahr.de

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MfG, Karl Dietz
http://www.karldietz.de
http://karldietz.blogspot.com