Die Dominanz ... JMStV

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Neuer Blogeintrag: JMStV - Welche Internetangebote brauchen eine
Alterskennzeichnung? http://tinyurl.com/3xeapek 6 minutes ago via
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via ra stadler. sein blog geht auch an twitter ... die tinyurl führt
ins blog. k.


On 8/31/10, Karl D <karl.dz@gmail.com> wrote:
> eine der coolsten sites im web. das blog von ra thomas stadler.

>
> Dominanz des Irrelevanten via Internet-Law von Stadler am 29.08.10
>
> Deutschland diskutiert über Thilo Sarrazin und seine fremdenfeindlichen
> Thesen, mit denen er in Buchform gutes Geld verdient. Es gibt kein
> Entrinnen, ganz egal welche Zeitung man aufschlägt, welche politischen
> Inhalte man im Netz oder im Rundfunk verfolgt. Dabei sollte jeder
> wissen, der sich an der Debatte um die Thesen des Herrn Sarrazin aktiv
> beteiligt, dass er damit einzig und allein die Auflage des Buches
> steigert, das schon am Vorabend seiner Veröffentlichung auf Platz 1 der
> Amazon Bestsellerliste steht. Denn eines stellen die Ausführungen
> Sarrazins sicherlich nicht dar, nämlich einen sinnvollen Beitrag zur
> Integrationsdebatte.
>
> Populisten wie er setzen auf eine kühl kalkulierte und leicht
> kalkulierbare öffentliche Empörung. Dieses Konzept kann freilich nur
> dann aufgehen, wenn genügend sog. Leitmedien mitspielen. Vermeintlich
> seriöse Magazine wie der SPIEGEL, der mittlerweile das Niveau einer
> Bild-Zeitung für Intellektuelle nicht mehr häufig genug überschreitet,
> sind Bestandteil einer Empörungsmaschinerie, deren durchsichtige
> Mechanismen immer wieder erfolgreich nach demselben Schema
> funktionieren. Hanno Zulla hat es auf Twitter in weniger als 140
> Zeichen sehr treffend so beschrieben:
>
> Das Prinzip SPIEGEL: Sarrazin exklusiv vorab drucken, danach sein Buch
> verreißen und später lamentieren, dass ihm ein Forum geboten wird.
>
> Aber auch die ZEIT oder die FAZ lassen sich nicht lumpen. Für sie und
> für Sarrazin stellt das Ganze eine auflagensteigernde Win-Win-Situation
> dar. Auf der Strecke bleibt lediglich diejenige Berichterstattung, die
> den Kriterien der Seriosität und der Relevanz verpflichtet ist.
>
> Der satirische Hieb des römischen Dichters Juvenal auf eine
> Gesellschaft die nur an Brot und Spielen interessiert ist – und die
> damit auch ausreichend versorgt wird – trifft uneingeschränkt auch auf
> das Deutschland der Gegenwart zu. Heutzutage lässt man sich von RTL
> verblöden und spürt dabei nicht mehr viel. Das hat Auswirkungen auch
> auf die (mediale) Diskussion politischer und gesellschaftlicher Themen.
> Der Blick für das Wesentliche und das Interesse daran, komplexe
> Zusammenhänge verstehen zu wollen, geht mehr und mehr verloren. Das
> liegt nicht zuletzt daran, dass sich komplexe Sachverhalte für
> Talkshowformate von Illner, Will und Plasberg nicht eignen und dort
> demzufolge auch nicht stattfinden. Sie werden ersetzt durch einfach
> dargestellte und aufbereitete Aufregerthemen, durch eine formatierte
> Form der Berichterstattung, die dem Strickmuster des Formatfernsehens
> gehorcht und von einer parallel laufenden Empörungsmaschinerie
> angetrieben wird. An einem Sarrazin und seinen Stammtischparolen kann
> sich schließlich jeder abarbeiten. Die Relevanz von Inhalten scheint
> kein entscheidender Aspekt mehr zu sein.
>
> Ähnliche mediale Phänome lässt sich auch in anderen Bereichen
> beobachten. Als die Welt gerade in einer schweren Finanz- und
> Wirtschaftskrise steckte, hatte Deutschland nichts besseres zu tun, als
> wochenlang über Ulla Schmidts Dienstwagenaffaire zu diskutieren. Bei
> rechtspolitischen Themen sieht es nicht besser aus. Das ganze Land
> debattiert emotional über eine Nebensächlichkeit wie Google Street
> View, während der Datenschutz im Internetzeitalter eine grundlegende
> Weichenstellung benötigen würde, der eine breite gesellschaftliche
> Diskussion vorausgehen sollte.
>
> Und wer wissen will, was Thilo Sarrazin wirklich antreibt, dem empfehle
> ich einen alten Albumtitel von Frank Zappa, der "We're Only In It For
> The Money" lautet.
>