Gedenken an die Bücherverbrennung in 1933

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Gedenken an die Bücherverbrennung am 10. Mai 2019


Der AKI erinnert in seinem aktuellen Fortbildungsprogramm an die Bücherverbrennungen im Mai 1933.

Damals brannten bei der „Aktion wider den undeutschen Geist" die Scheiterhaufen in Deutschland und viele Menschen warfen das vermeintlich »schädliche undeutsche Schrifttum« ins Feuer. Hintergründe und Details im AKI-wiki auf der Seite wiki.aki-stuttgart.de/mediawiki/index.php/1933


Der nächste AKI-Treff findet am 10.05.2019, 18 Uhr zum Gedenken an die Bücherverbrennungen im Mai 1933 statt.


Treffpunkt ist das Mahnmal der Gedenkstaette Hailfingen Tailfingen in der Nähe von Herrenberg zwischen Öschelbronn und Tailfingen. (Google Maps goo.gl/maps/TPBXpuijr5wt1iDx8)


Wer mag, kann eigene Bücher von verbrannten Autoren (Bert Brecht, Erich Kästner u.v.a.) mitbringen. Wir lesen daraus Texte und Gedichte und erinnern damit an eine dunkle Zeit in der deutschen Geschichte.

Die Teilnahme ist kostenlos.


Ausblick auf Juni: Besuch des Herrenberger Altars von Jerg Ratgeb in der Staatsgalerie Stuttgart.


Kontakt und Anmeldung: Arbeitskreis für Information -AKI- (www.aki-stuttgart.de) Karl Dietz, Dipl.-Dokumentar (FH), Mobil 0172 / 768 7976, karl.dz@gmail.com,

Der Arbeitskreis für Information -AKI- bietet seit vielen Jahren Fortbildung (Vorträge/Seminare/Führungen) und Vernetzung im Informationsbereich (Archiv/Bibliothek/Dokumentation/Museum) in der Region Stuttgart.


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Heinrich Heine, Oskar Maria GrafBert Brecht, Erich Kästner, Ringelnatz, Kurt Tucholsky, Else Lasker-Schüler, Thomas Mann, Heinrich Mann, Klaus Mann, Ernst Gläser sind nur einige der Autoren, deren Werke Opfer der Flammen geworden sind. Weitere sind: Karl Marx, Sigmund Freud, Georg Bernhard, Erich Maria Remarque, Erich Mühsam, Armin T. Wegner, Alfred Kerr, Egon Friedell, Gertrud Kolmar, Gerhard Hauptmann, Ödön von Horvàth, Mascha Kaleko, Selma Meerbaum-Eisinger, Stefan Zweig, ...




Heinrich Heine


Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.




Erich Kästner


Und im Jahre 1933 wurden meine Bücher in Berlin, auf dem großen Platz neben der Staatsoper, von einem gewissen Herrn Goebbels mit düster feierlichem Pomp verbrannt. Vierundzwanzig deutsche Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief er triumphierend bei Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen.




Oskar Maria Graf: Verbrennt mich!


Wie fast alle links gerichteten, entschieden sozialistischen Geistigen in Deutschland, habe auch ich etliche Segnungen des neuen Regimes zu spüren bekommen: Während meiner zufälligen Abwesenheit aus München erschien die Polizei in meiner dortigen Wohnung, um mich zu verhaften. Sie beschlagnahmte einen großen Teil unwiederbringlicher Manuskripte, mühsam zusammengetragenes Quellenstudienmaterial, meine sämtlichen Geschäftspapiere und einen großen Teil meiner Bücher. Das alles harrt nun der wahrscheinlichen Verbrennung. Ich habe also mein Heim, meine Arbeit und – was vielleicht am schlimmsten ist – die heimatliche Erde verlassen müssen, um dem Konzentrationslager zu entgehen.

Die schönste Überraschung aber ist mir erst jetzt zuteil geworden: Laut „Berliner Börsenkurier" stehe ich auf der weißen Autorenliste des neuen Deutschland und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes „Wir sind Gefangene", werden empfohlen! Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des „neuen" deutschen Geistes zu sein!

Vergebens frage ich mich, womit ich diese Schmach verdient habe.

Das dritte Reich hat fast das ganze deutsche Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl ihrer wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht. Die Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und Kunst Weltgeltung hat, auszurotten, und den Begriff „deutsch" durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Genossen verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in den Freitod getrieben werden!

Und die Vertreter dieses barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch schon gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer „Geistigen" zu beanspruchen, mich auf ihre sogenannte weiße Liste zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze Liste sein kann!

Diese Unehre habe ich nicht verdient!

Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!

Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!

(Alle anständigen Zeitungen werden um Abdruck dieses Briefes ersucht. Oskar Maria Graf.)


In: Arbeiter-Zeitung. Wien. Freitag, 12. Mai 1933

http://protest-muenchen.sub-bavaria.de/artikel/1562




Anbei noch ein Kunstwerk, das mich erschauderte, als ich es zum ersten Mal in echt sah ...