Franco Clivio :: no name design :: HfG-Archiv Ulm

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Freitag, 10. Februar 2023, 19:00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung no name design von Franco Clivio
Ort: HfG-Archiv Ulm, Am Hochsträss 8, 89081 Ulm, Mensa

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11. FEBRUAR 2023—14. MAI 2023
no name design

Der Produktgestalter und Dozent Franco Clivio hat rund 1000 zumeist kleine Objekte aus dem täglichen Gebrauch gesammelt und präsentiert diese nun in einer Ausstellung. Was diese Dinge vereint, sind ihre raffinierte Gestaltung und Funktionalität, die auf einer besonderen Idee und Konstruktion beruhen. Von den wenigsten ist bekannt, wer sie erfunden oder entworfen hat. Sie gehören zum anonymen Alltagsdesign und sind nicht Teil der offiziell zelebrierten Designkultur.

Franco Clivio studierte von 1963 bis 1967 an der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Noch während seines Studium begann er mit seiner Entwurfstätigkeit für den Gartengerätehersteller Gardena. Später arbeitete er für den Leuchtenhersteller Erco sowie für die Firma Lamy. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen, unter anderem der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich.





s.a. 


Franco Clivio heisst er. Der bekannte Produktgestalter und Systemdesigner hat Gartenwerkzeuge revolutioniert, Kugelschreiber und Füllfederhalter veredelt und Licht gesteuert. Clivio war aber nicht nur für Weltmarken wie Gardena, Lamy, Erco oder Siemens tätig, er hat über Jahrzehnten den Nachwuchs unserer Industrial Designer an der Zürcher Schule für Gestaltung ausgebildet.
Schon während seiner Lehre als Hochbauzeichner hatte Clivio kreativ anspruchsvolle Aufgaben im Auge. Mit diesem Ehrgeiz nahm er 1964 sein Studium an der Hochschule für Gestaltung in Ulm auf, die mit herausragenden Dozenten wie Hans Gugelot, Tomás Maldonado oder Gui Bonsiepe einen internationalen Ruf genoss. Dort war auch ein Dozent, der eines Tages vorgab, einen Würfel erfunden zu haben, der sich flach zusammenfalten lässt. Seine erfinderische Konstruktion wollte er aber den Studierenden nie zeigen. Umso mehr reizte es den jungen Schweizer Studenten, das Rätsel eines faltbaren Würfels selbst zu lösen. Und schon bald pröbelte er mit Metallplättchen, die er auf Buchbinderleinen klebte. Solche Erstlinge zeigt Clivio noch heute und ist stolz auf die funktionierenden Gelenke. Wonach er jedoch suchte, war ein Würfel, der nicht in sich zusammenfällt und dann auf seinen Flächen liegt.

Was ist das für ein Designer, der weniger nach neuen Formen sucht und sich mehr mit der Greifbarkeit und Verwandlung der dritten Dimension beschäftigt? Franco Clivio hat sich eben schon immer für die erfinderische Cleverness interessiert, die nutzbringendes Design auszeichnet. Schon als Lehrling begeisterte er sich für die Schweizer Schutzbrille der SUVA, die ein unbekannter Kreateur anno 1929 entworfen hat. Diese Brille ist tatsächlich aus einem einzigen Draht geformt, der alle Funktionen erfüllt und sogar die Gläser einfasst. Für Clivio ist sie ein Paradebeispiel für intelligente Produktgestaltung geblieben. Jedenfalls hat er auch das Rätsel des faltbaren Würfels mit Draht gelöst. Er habe dafür 50 Jahre gebraucht, betont er nachdenklich. Tatsächlich ist Clivio erst 2014 auf die Idee gekommen, nicht mehr von den Flächen des Würfels, sondern von den Kanten auszugehen und sie wie Träger zusammenzufügen. Dafür verwendet er Röhrchen, wie sie in der Medizin für feinste Spritzen zum Einsatz kommen. In diesen sind wiederum feinere Röhrchen eingezogen, die als Gelenke die einzelnen Drahtstücke beweglich verbinden. Flach daliegend befindet sich jedes Drahtgebilde im formalen Urzustand. Dieser lässt sich nun in verschiedenste dreidimensionale Figuren verwandeln. Mit seinem intelligenten Instrumentarium hat Clivio auch ein kunstvolles Spielzeug geschaffen – zum Verwandeln von Linien in Räume und Staunen über ihre Formen. Manifolds nennt er seine Gebilde, und mannigfaltig sind sie tatsächlich.

Als passionierter Sammler von Blüten des handwerklichen und industriellen Designs hat sich Franco Clivio mit Ausstellungen zu «No Name Design» und einem entsprechenden Buch über die Landesgrenzen hinaus längst einen Namen gemacht. Jetzt stellt der Designer seine Manifolds in einem renommierten Zürcher Auktionshaus aus. Damit will Clivio wohl kaum zum Künstler avancieren, aber ganz sicher ist ihm als musischer und feinfühliger Gestalter der Schritt in ein zweckfreies Design gelungen. Das ist an sich schon sehenswert, und weil man mit seinen Manifolds auch spielen darf, macht die Ausstellung erst noch Spass.

12.- 31. 1. 2018
Ausstellung im Auktionshaus Germann
Stockerstrasse 38, 8002 Zürich



 



On Tue, Jul 5, 2022 at 7:33 PM 


Einblick in die Ausstellung "No Name Design. Die Wunderkammer von Franco Clivio". 5. Mai bis 6. Oktober 2013 im Gewerbemuseum Winterthur "No Name Design" ist eine Liebeserklärung an die unscheinbaren Dinge, die uns im Alltag begleiten und ihr Dasein meist im Schatten der grossen Namen fristen, die selten im grellen Rampenlicht stehen und kaum je aufmerksame Blicke auf sich ziehen. Die Ausstellung ist Hommage und zugleich Eldorado für Liebhaber von Trouvaillen und Fundstücken, die weder blenden noch verführen wollen, sondern einfach da sind und einen aufmerksamen Beobachter wie Franco Clivio brauchen. Rund 900 zumeist kleine Gebrauchsobjekte sind in der Schau versammelt. Der Gestalter und Dozent Franco Clivio (*1942) ist seit Jahrzehnten auch Sucher und Finder. Seine Leidenschaft gilt dem Banalen, dem scheinbar Ungestalteten. Er spürt die hohe gestalterische Qualität auf und sucht nach dem Ungewöhnlichen im Gewöhnlichen. Dazu durchstöbert er Brockenhäuser, Flohmärkte, Trödelläden oder auch Eisenwaren¬läden und Warenhäuser - immer von der Neugierde getrieben, nie von einem bestimmten Plan. Entstanden ist ein grandioses Sammelsurium von anonym gestalteten Gegenständen, die, ins rechte Licht gerückt, plötzlich Qualitäten entfalten, die gemeinhin im Verborgenen schlummern. Die Ausstellung ist eine Art Wunderkammer mit enzyklopädischem Charakter und lehrreicher Auslegung. Präsentiert werden rund 900 zumeist kleine Objekte - beispielsweise Klappmesser, Lieblingsobjekte, Vielkönner, Greifwerkzeuge oder auch Weiterentwicklungen von alten Bekannten wie Scheren, Brillen oder Messinstrumenten. Gemeinsamer Nenner ist immer die raffinierte gestalterische Qualität, die weniger auf der guten Form denn vielmehr auf einer Besonderheit von Funktion, Material und Konstruktion beruht.