[W2] Primo Levi: Ist das ein Mensch?


Primo Levi: "Ist das ein Mensch?"
"Der inneren Befreiung wegen" habe er dieses Buch verfasst,
schreibt Primo Levi 1958 im Vorwort zur deutschen Erstausgabe
von "Ist das ein Mensch?".
Der studierte Chemiker aus Turin, Jahrgang 1919, hat ein Jahr lang
die Hölle des Arbeitslager Monowitz unweit von Auschwitz
überlebt. Im Februar 1944 wurde der junge Partisanenkämpfer
gefangengenommen und als Jude nach Auschwitz deportiert.
Buchcover "Ist das ein Mensch?" (Quelle: dtv)   

Primo Levi beschreibt das unfassbare Martyrium der Inhaftierten
mit einer solchen Akribie, wie es sonst nur selten überliefert wurde.
Vom Anfertigen eines Essbestecks über den tagtäglich drohenden
Diebstahl der Habseligkeiten bis hin zu Überlebensstrategien im
Krankenbau wird das Leben und Sterben im Lager geschildert.
Dabei analysiert Levi erschreckend genau die abscheulichen
Methoden der SS, aus zivilisierten Menschen willenlose Kreaturen
zu machen.
Sätze, wie in Stein gemeißelt, treffen den Leser ins Mark: "Ich bin
nicht mehr lebendig genug, mich umzubringen". Denn, als einzige
Möglichkeit, dem Grauen zu entkommen, bleibt vielen nur der
Freitod am Elektrozaun.

Schließlich überlebt Primo Levi, weil er als Chemiker in den Labors
von Buna arbeitet und sich bei der Räumung des Lagers durch die
SS zufällig im Krankenbau befindet.
"Zehn Tage außerhalb der Welt, außerhalb der Zeit" beginnen für
die auf sich alleine gestellten kranken Häftlinge, bis zur Befreiung
durch die Russen.

"Ist das ein Mensch?" - Levis zentrale Frage nach dem
Menschsein in dieser zutiefst unmenschlichen Situation des KZ
wird immer wieder neu gestellt. Begriffe wie "Menschlichkeit" oder
"Entmenschlichung" bekommen eine völlig neue Bedeutung.
Überwinden konnte Primo Levi diese Grenzerfahrungen nie. 1986
hat er sich das Leben genommen.


Dunja Saal
Primo Levi: "Ist das ein Mensch?"
Ein autobiographischer Bericht
dtv 11561
ISBN 3-423-11561-0
€ 8,--